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Noch’n PEN

Darauf hat die Welt gewartet!


Die Gründung eines neuen PEN-Verbandes wird verkündet. Diesmal einer mit dem Gründungsort Berlin. Beim alten, weiterhin bestehenden Verband, PEN Darmstadt, hatte es mächtig Zoff gegeben. Bei PEN muss ich immer an eine etwas fiese Geschichte bei einer Londoner Tochterfirma eines Konzerns denken, bei dem ich einmal beschäftigt war. Auf meine Frage nach einem bestimmten Mitarbeiter, der mir nie vorgestellt worden, jedoch mehrmals über den Weg gelaufen war, hieß es nur lapidar: „O, we call him bidet. Nobody knows what it is and what it’s good for.“ Ein gutes Beispiel für den englischen Humor (und die Einstellung mancher Engländer zu gewissen Hygieneeinrichtungen…).


PEN jedenfalls steht für Poets, Essayists, Novelists, PEN ist also ein Verband von Schriftstellern. Die zweite Frage (wozu es gut ist) war (zumindest in meiner Wahrnehmung) bisher eher offen. Ich vermutete irgendetwas mit gesellschaftlicher Einflussnahme oder so, denn dafür fühlt man sich bekanntlich als Kulturschaffender besonders qualifiziert und berufen. Man schreibt in diesen Kreisen ja auch leidenschaftlich gerne offene Briefe! Genau wusste ich das aber nicht.


Nun lese ich in der Ankündigung des neuen Verbandes, beim neuen PEN handele es sich um einen „zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden“. Wie überaus originell: ein Schriftstellerverband (pardon: Schriftsteller:innenverband), der mit abgenutzten sprachlichen Versatzstücken kommuniziert! Somit steht zu vermuten, dass es mal wieder darum geht, eine Organisation am vorherrschenden links-woken Zeitgeist auszurichten. Gähn! Außerdem soll wohl die deutsche Sprache zertrümmert werden. Dabei stellt sich für mich jedoch die Frage, ob dies nicht mit dem Genderstern effizienter gelingen würde als mit dem schlichten Doppelpunkt. Oder wären Partizipialbezeichnungen wie "Schriftstellende" und "Übersetzende" noch besser geeignet? Es steht zu befürchten, dass von den Poet*innen, den Essayist*innen und den Romanautor*innen in dieser Angelegenheit noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Man darf also gespannt sein!



(Dieser Artikel wurde auch in der Ausgabe Nr. 95 (III/2022) der vom Verein Deutsche Sprache herausgegebenen Sprachnachrichten abgedruckt.)

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